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Vor der
Vereinsgründung 1989 - 1992 - Die Rolle des Amateurfunks
von Ulrich Liggenstorfer (HB9CUB)
Während den letzten Tagen von 1989 sass ich sehr oft an meinem Funkgerät
und hörte den rumänischen, deutschen und ungarischen Funkamateuren zu,
welche rund um die Uhr Hilfslieferungen und Informationen aller Art
weitervermittelten. Dazu gehörten lebensrettende Medikamente ebenso wie
Decken, warme Kleider und Nahrungsmittel, aber auch Meldungen für jene Leute,
die den Widerstand gegen das Ceaucescu-Regime organisierten, denn das
rumänische Telefonnetz war völlig unzureichend und in einer solchen
Situation völlig überlastet. Zudem sollen nur gerade 4 Auslandleitungen zur
Verfügung gestanden haben.
Die ersten Hilfslieferungen
Mit den ersten Fernsehbildern von den schrecklichen Zuständen begann in
Westeuropa eine beispiellose Welle von Hilfsbereitschaft. Oft starteten
ganze Konvois von Lastwagen, oft begleitet von einem Funkamateur Richtung
Rumänien, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Deshalb hatte das Deutsche Rote
Kreuz zusammen mit ungarischen Funkamateuren an der rumänischen Grenze eine
Koordinationsstelle eingerichtet, ausgerüstet mit allen erforderlichen
Funkmitteln, welche diese Güter mit Hilfe der rumänischen Funkamateure an
die am schlimmsten betroffenen Orte hinschickte. So bekam das deutsche
Funknetz DLOMAR (Medical Assistance Radio) geleitet von Herbert aus Köln
(DF9KN) plötzlich eine ungeahnt grosse Bedeutung.
Wie ich"aktiviert" wurde
In den ersten Tagen im Januar 1990 suchte der rumänische Funker Stefan aus
Arad (YO2BZ) einen Ansprechpartner in der Schweiz um seine Nichte in Bern
ausfindig zu machen. Da meldete ich mich zum ersten Mal und konnte mithelfen,
ein lebenswichtiges Medikament auf schnellstem weg nach Caransebes zu
schicken, sonst wäre der Patient gestorben. Von da an war ich nicht mehr nur
passiv dabei.
Erste Rumänienreise
Im Februar 2000 konnte ich als Funker mit der „Aktion Soforthilfe für
Rumänien“ zum ersten Mal nach Rumänien fahren und mir selber ein Bild über
die schrecklichen Zustände überall im Land machen. Mit Berna Radio (schweiz.
Flugfunkstelle in Bern) konnte ich ein Abkommen treffen, dass ich auf
Kurzwelle bei ihnen in Bern anrufen konnte. Dort musste ich angeben, mit wem
ich zu telefonieren wünschte und wurde aufs Telefonnetz geschaltet.
Mit 18 mit Hilfsgütern vollgestopften Eisenbahnwaggons, 4 Kleinbussen mit 16
Leuten und ich mit einem alten Lastwagen fuhren wir nach Sfintu Gheorghe bei
Brasov. An der Grenze war ich innerhalb 10 Min. fertig, der rumänische
Zöllner wies mich an, mich ca. 10 km vor Arad bei einem Kontrollposten zu
melden. Dort wurde ich vom Chef herzlich empfangen und zum Kaffee eingeladen
(man stelle sich das heute mal vor). Er gab mir diverse Verhaltensregeln,
und zum Schluss bekam ich noch Gutscheine für gratis Essen, Trinken und
Uebernachten in den Hotels.
Als ich einen 50-Plätzer-Bus (von Bienz in Küssnacht) zu verschenken hatte,
meldete sich als Erster Albert (YO6BTY) aus Sighisoara, der ihn für seine
Stadt haben wollte. Der Bus wurde mit allen möglichen Hilfsgütern beladen
und nach Schässburg geschickt, wo Adolf Hügel Vizebürgermeister war. So
fingen unsere Kontakte mit dieser Stadt an.
Das Telefonnetz wird immer besser. Seit einigen Jahren gibt es Mobiltelefon,
auch gibt es immer mehr Internetanschlüsse. Für normale Gespräche
telefoniert man einfach oder schickt ein Fax oder Mail. So ist der
Amateurfunk auf seine ursprüngliche Aufgabe, nämlich dem Experimentieren und
Freunde treffen, zurückgegangen.
Irene und Ulrich Liggenstorfer, HB9CUB, erhielten die Goldene Antenne
1997
von Johanes Amchewicz,
DK8JB
Am 23. Dezember 1989 war ich bei meiner Mutter zu Besuch. Sie selbst war
nachmittags zu einer Geburtstagsfeier aufgebrochen. Nach 18.00 Uhr wurden im
Fernsehen Bilder aus Rumänien gezeigt. Dabei klingelt das Telefon. Eine mir
fremde weibliche Stimme fragt, ob ich Johanes Amchewicz sei, weiter, ob ich
Funkamateur bin. Dann die entscheidene Frage: "Sind Sie bereit, mit dem
Deutschen Roten Kreuz an einer humanitären Hilfsaktion in Rumänien
teilzunehmen?". Mein spontanes "Ja!" hat sie verunsichert und sie
wiederholte die Frage. Nach meiner Bestätigung meinte sie, daß man mich
nochmal anrufen würde. Das geschah nach wenigen Minuten. Nochmal die Frage
und Bestätigung. Und wann ich aufbrechen könnte. Ich bat mir 2 Stunden aus -
ich mußte ja erst nach Hause, ein paar Telefonate tätigen und meinen Koffer
packen. Ich rief meine Mutter an und fragte vorsichtshalber, ob sie sitzt.
Dann teilte ich ihr mit, daß ich mit dem DRK nach Rumänien fahren werde. Sie
wurde ganz blaß, wie man mir hinterher berichtete. Ich wurde von einem DRK-Mitglied
in Uniform abgeholt. Mit dem VW-Bus ging es nach Bonn-Meckenheim. Dort wurde
ich DRK-Mitglied und eingekleidet. Frühmorgens ging der kleine Konvoi dann
auf die lange Reise.
Lange nach dem Einsatz habe ich herausgefunden, wie das DRK mich bei meiner
Mutter aufgespürt hat. Das DRK hat den DARC gefragt, ob die nicht einen
Funker kennen, der eventuell mit nach Rumänien fahren würde. Im DARC war
Bernd Wiebus, DL1EAN als Rundspruchredakteur bekannt. Der hat dankend
abgelegt und mich als wahrscheinlich willigen Kandidaten vorgeschlagen.
Bernd kannte auch die Telefonnummer meiner Mutter...
Das "Internationale Komitee vom Roten Kreuz" (ab Januar 1991 durch die "Internationale
Liga vom Roten Kreuz" - neuer Name: "Internationale Föderation der Rotkreuz-
und Rothalbmondgesellschaften" - übernommen) hatten in der ungarischen
Grenzstadt Mako ein Informationszentrum für die Rumänienhilfe aufgebaut. In
der Schule durften wir in der Umkleidekabine unsere Hilfe anbieten. Auch
nach den Ferien ruhte der Sportbetrieb. Die Antenne hing zwischen Schule und
einem Kirchturm. Ungarn war sehr großzügig. Das Telefon war freigeschaltet.
Mit den gesammelten Spenden der durchreisenden Helfer für diesen Service
kauften wir der Schule später einen C64 mit Floppy-Laufwerk. Der Schulhof
konnte als beleuchteter Parkplatz für die Hilfsttransporte benutzt werden.
Durchreisende Helfer durften in der Turnhalle schlafen. In einer Nacht
hatten wir einmal über 180 Helfer! Die große Küche für die 800 Schüler
versorgte alle mit Essen.
Sylvester verbrachten die Helfer der meisten Hilfsorganisationen in
Timisoara im Hotel Continental. Aber bald wurde das Büro des IKRK im Hotel
Timisoara im Zimmer 525 aufgebaut. Es ist schon ein komisches Gefühl, unter
bewaffneter Eskorte nach Abfrage der Parole einen schwankenden Antennenmast
zu erklimmen und dort eine W3DZZ-Antenne als Inverted-V aufzubauen. Da wir
keinen entsprechend dicken Bohrer zur Verfügung hatten, mußte das Koaxkabel
durch das geöffnete Fenster geführt werden. Als Ergebnis war die
Innentemperatur auf Außentemperaturniveau - minus 18° C. Die Eisblumen an
den Fensterscheiben waren zentimeterdick und die Heizung funktionierte
natürlich nicht. Ein Röntgengerät in Deutschland konnte durch Ermittlung
einer geeigneten Empfängeraddresse vor dem Verschrotten gerettet werden - es
wurde nochmal generalüberholt und als willkommende Spende nach Rumänien
gebracht. Einem verzweifelten Ehemann konnte für seine geliebte Frau Insulin
aus Deutschland beschafft werden.
Die MAR (Medical Assistance Radio) hat sich stark in der Rumänienhilfe
engagiert. Für mich z.B. haben sie täglich die Mutter angerufen und ihr
von meinem Wohlbefinden berichtet und ihr Grüße ausgerichtet. Herzlichen
Dank!!! Die MAR ist täglich auf 14,332MHz + - QRM in SSB qrv. CW-Rufe werden
aber auch beachtet. Als Ausweichfrequenz dient 21,332 MHz und in Paket Radio
läuft ein DL-Convers auf Kanal 1112.
(DJ5RT c/o DL0MAR vom
29.8.) Aktivit„ten von Mitgliedern des MAR im Verlaufe zwischen dem 2.-20.8.
waren: 5Z4EO, 5X5WR und 5H3RW. OM Wilfried, 5H3NW, ist ein neuer Op in
Tanzania. All die oben aufgef hrten Rufzeichen werden via DL8XAR best„tigt.
- Dr. Wilfried Ruppert, DJ5RT, wird sich Ende November/Dezember wieder in 5X
aufhalten. Mario, 5X5WR/A (2nd Op), kann nahezu t„glich in der MAR-Runde
angetroffen werden. MAR ist mittlerweile auch Inhaber von folgenden Lizenzen:
ZA1MAR und 9Q5MAR. - Aus zuverl„ssiger Quelle hat DJ5RT die Information, das
mit Beginn des Jahres 1993 der Demokratisierungprozeá in Ghana seinen Lauf
nehmen wird. Dies zieht mit Sicherheit auch eine Vereinfachung, sowie mehr
Erfolg bei Lizenzantr„gen mit sich. Wilfried schl„gt vor, bis zur Žnderung
der politischen Verh„ltnisse von weiteren Antr„gen abzusehen, um den Prozeá
nicht zu beeinfluáen. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daá es sich bei
Aktivit„ten des MAR nicht um DXpeds, sondern um als Mittel zum Zweck zu
verstehende Einrichtungen des MAR handelt.