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Bei einer
Nordpolexpedition ist der italienische Polarforscher Umberto Nobile mit dem
Luftschiff Italia auf dem Rückweg vom Nordpol in einen Schneesturm geraten
und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Einige Überlebende treiben auf
einer Eisscholle. Der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt
empfängt mit einem selbstgebastelten Kurzwellenempfänger einen SOS- Ruf der
Überlebenden. Eine weltweite Rettungsaktion wird eingeleitet. Hierzu gibt es
ein Hörspiel SOS … rao rao … Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“. Der Spielfilm
„Das rote Zelt“ (1968), u. a. mit Claudia Cardinale, Hardy Krüger, und Mario
Adorf als Funker der Nobile-Expedition stellt die Geschehnisse ausführlich
dar.
Während der
Flutkatastrophe von 1953 in den Niederlanden brachen durch das
Zusammentreffen einer Springflut mit einem schweren Nordweststurm viele
Deiche, 150 000 ha Land stehen unter Wasser, über 1800 Menschen ertrinken.
Die Telefone waren tot, so fand die Kommunikation im Überschwemmungsgebiet
ausschließlich über dan Amateurfunkdienst auf der Frequenz 3.700 Megahertz
in AM statt. Auszug aus einem Artikel der Notzeitung der PZC vom Dienstag,
den 3. Februar 1953, „Und als das Telefon schwieg, gab es die Radio-Amateure.
Durch sie erfuhr das Land mehr vom Ernst der Lage und der Katastrophe.“
Die Niederlande und Großbritannien reagierten mit der bis heute starken
Einbindung von Funkamateuren in den Zivilschutz über die
Notfunk-Organisationen Raynet (Großbritannien) und DARES (Niederlande).
2009 fand in den Niederlanden die EU-Übung FloodEx statt, bei der die
Übungslage der Katastrophe von 1953 nachgebildet war. Für Deutschland nahm
das THW teil.
Während der Hamburger
Sturmflut 1962 hatten Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste ihre eigenen
Frequenzbereiche und waren nicht in der Lage, direkt miteinander zu
kommunizieren. Funkamateure mit ihren durchstimmbaren Geräten konnten hier
einfach aushelfen.
Norddeutschland
Bei der Schneekatastrophe in Schleswig Holstein am 31. Dezember 1978,
als es zum Ausfall von Strom- und Telefonnetzen kam und sich herausstellte,
dass Hilfsorganisationen, Stromversorger, Bundeswehr und die damalige
Bundespost aufgrund unterschiedlicher Funksysteme und Frequenzen nicht
miteinander kommunizieren konnten. Funkamateure sprangen damals mit ihren
zum Teil selbstgebauten Geräten in die Bresche und leiteten Nachrichten
weiter, besetzten Leitstellen, Werkstattwagen, Hubschrauber und Panzer und
ermöglichten die Koordinierung der Einsatzkräfte.
Die Stadt Blumenau war
über einen Monat lang überschwemmt. Ständig neue Regenfälle sorgten dafür,
dass der Pegel des Flusses Itajaí immer wieder anstieg. In der
hochwassererfahrenen Stadt rechnete niemand mit einem Höchststand von 15,3
Metern. Ortsteile, die zuerst als hoch genug und sicher galten, wurden
überflutet. Strom- und Telefonnetz brachen zusammen, es gab kein Trinkwasser
und keine Lebensmittel. Funkamateure bauten ein Notfunknetz auf und stellten
die Kommunikation sicher, dadurch wurde eine Koordinierung der
Hilfsmaßnahmen erst möglich. Die starke Strömung und mitgerissene Bäume,
Häuser und Autos machten Evakuierungsmaßnahmen mit Booten unmöglich,
Hubschrauber waren das einzige Transportmittel.
Diese Überschwemmung der Stadt Blumenau, Santa Catarina in Brasilien und der
Notfunk der Funkamateure wird im Buch „Ein Tal ruft um Hilfe“ dokumentiert.
Als nach dem Unglück bei
der Flugschau in Ramstein das Telefonnetz zusammenbrach, setzten
Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten
Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und
überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.
Das nördliche Armenien
wird morgens um 11:41 Uhr von einem schweren Erdbeben erschüttert, Wert 6,8
auf der Momenten-Magnituden-Skala.
Die Stadt Spitak mit 60.000 Einwohnern wird dem Erdboden gleichgemacht,
25.000 Menschen sterben. Andere Städte und Dörfer sind ebenfalls schwer
betroffen. Sowjetische Funkamateure nehmen sofort Notfunkverbindungen in
andere Teile des Landes auf.
Das Technische Hilfswerk THW entsendet eine Spezialeinheit, darunter auch
ein Funkamateur, der Verbindungen zur Einsatzleitung und nach Deutschland
aufnimmt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) installiert in Armenien ein
umfangreiches Kurzwellenfunknetz mit drei ortsfesten Stationen (Eriwan,
Stepanavan und Leninakan) und stattet mehrere Einsatzfahrzeuge mit mobilen
Kurzwellenanlagen aus. Über diese Anlagen wird über einen Zeitraum von fast
sechs Monaten die Verbindung zur Kurzwellenstation des DRK in
Meckenheim-Merl – vorwiegend in der Betriebsart AMTOR – gehalten. Der
Betrieb wird über die komplette Zeit durch DRK-Kurzwellenfunker, die häufig
auch Funkamateure sind, aufrechterhalten.
Beim Lawinenunglück in
Galtür im österreichischen Tirol brach das Handy- und Telefonnetz zusammen.
Die Zufahrt nach Galtür war wegen Lawinengefahr gesperrt. Viele Urlauber
waren dort mit den Dorfbewohnern eingeschlossen. Um die Verbindung nach
außen sicherstellen zu können, wurde am Abend eine Funkschiene über
Amateurfunk hergestellt, zunächst über 80 m, etwas später auch über das
Zugspitzrelais auf 70 cm, über drei Tage lief der Notfunkverkehr über das
Zugspitzrelais.
Nach Überlastung und
Ausfall von Telefon und Internet infolge des Terroranschlags am 11.
September 2001 wurde unter anderem auch der Siemens-Standort in Iselin, New
Jersey abgeschnitten. Der deutsche Krisenstab bei Siemens erhielt
Informationen über eine Amateurfunkstation von Siemens-Mitarbeitern in
Deutschland, von wo aus eine Funkverbindung unter anderem zur New Yorker
Niederlassung aufgebaut wurde.
Bei Evakuierungen im
Bereich Bitterfeld wird der Betreuungszug vom DRK Bernburg angefordert. Mit
im Team sind 6 Funkamateure, die ihre privaten Funkgeräte mit in den Einsatz
bringen. Der BOS-Funk war komplett überlastet und die Handynetze nicht
brauchbar. Zwischen den 4 Evakuierungsstellen, die teilweise mehrere
Kilometer auseinander liegen, wird die Kommunikation fast ausschließlich
über das Amateurfunkrelais DB0WOF in Wolfen durchgeführt.
Bei der Flutwelle, die
dem Erdbeben folgte, stellten Funkamateure, die gerade zu einer DXpedition
in dem Gebiet waren, ihre Funkgeräte zur Verfügung. Mit Hilfe herkömmlicher
Autobatterien und einfacher Dipolantennen wurden Funkstationen errichtet und
eine direkte Verbindung zum Katastrophenstab eingerichtet. Während der
ersten beiden Tage nach dem Beben war der Amateurfunk die einzige
Möglichkeit, Freunde und Angehörige auf dem indischen Festland zu
informieren.
Die Funkamateure, die
sich in dem Salvation Army Team Emergency Radio Network (SATERN) und im West
Gulf ARES Emergency Net zusammengeschlossen haben, stellten mit ihren
Amateurfunkstellen zusätzliche Kommunikationswege zur Verfügung, um zügigen
Informationsfluss zu ermöglichen. Tagsüber wurden die Frequenzen 7,285 und
14,265 MHz und abends die Frequenzen 3,873 und 14,265 MHz benutzt. Die sonst
üblichen UKW-Frequenzen waren wegen des großflächigen Stromausfalls nicht zu
gebrauchen, da die Reichweite nicht ausreicht und die Relaisstationen dem
Stromausfall zum Opfer gefallen waren. So blieb nur, auf die Kurzwelle
auszuweichen. Bis zu tausend Funkamateure waren täglich an diesen Funknetzen
beteiligt und stellten kontinuierlichen Betrieb (24 h, 7 Tage) sicher.
Unmittelbar nach
Bekanntwerden des Erdbebens riefen die IARU und Amateurfunk-Dachverbände
alle Funkamateure dazu auf, die Notfunkfrequenzen (IARU Region 2) frei zu
halten und abzuhören. Strom- und Telefonnetz waren durch das Beben
weitgehend zerstört worden. In Haiti gibt es nur recht wenige Funkamateure;
dennoch konnten Überlebensmeldungen und Hilferufe empfangen und
weitergeleitet werden. Auch Hilfsorganisationen, die nach Haiti unterwegs
waren, setzten auf Amateurfunk, da durch die große Anzahl der Helfer die
Satellitentelefonverbindungen überlastet waren.
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